Mittwoch, 15. Mai 2024

Keltenhaus Taufkirchen und Wolfschneiderhof

Dieser Blogeintrag über das Keltenhaus Taufkirchen und den Wolfschneiderhof ist der dritte Teil in meiner Hachinger-Bach-Serie, die ich im Februar mit dem „römischen Mühlkanal am Perlacher Oberen Hofanger“ begonnen und im März mit dem Heimatmuseum Unterhaching fortgesetzt habe.

Keltenhaus Taufkirchen

Taufkirchen hatte wie Perlach und Unterhaching einen durch den Hachinger Bach bestimmten Dorfvorgänger und um das Keltenhaus Taufkirchen herum soll es nach dem Bayerischem Denkmal-Atlas (Denkmalnummer D-1-7935-0055) eine Siedlung frühen Bronzezeit, der Spätbronze-/Urnenfelderzeit, der Späthallstatt-/Frühlatènezeit, der mittleren bis späten Làtenezeit, eine Villa rustica der römischen Kaiserzeit sowie Körpergräber des Endneolithikums (Glockenbecherkultur) und der frühen Latènezeit gegeben haben. Es trifft also zum einen die römerzeitliche Besiedlung zu, die schon im Perlacher Teil meiner Serie behauptet wurde (die Kette römerzeitlicher Siedlungen entlang des Hachinger Bachs). Zum anderen sind die verschiedenen Siedlungen Beispiele für die im Unterhachinger Teil vorgestellte begehbare Landkarte des Hachinger Baches mit vielen entlang seines Verlaufs eingezeichneten ehemaligen Siedlungsstellen.

Keltenhaus Taufkirchen

Ich will in diesem Zusammenhang zwar wieder sowohl das Unterhachinger Heimatmuseum als auch seine über Unterhaching hinausführende „Hachinger Bach“-App bewerben. Aber der Text zum Gebiet um das Keltenhaus weist schon darauf hin, daß das tatsächliche Szenario mit den vielen Siedlungen noch deutlich komplizierter war. Zu einer 2012 nahe dem Keltenhaus stattgefundenen Ausgrabung der Firma Singularch gibt es einen im Internet frei zugreifbaren Grabungsbericht und darin die folgende Bemerkung:„Da Ansiedlungen meist nach nur wenigen Generationen aufgegeben und in einiger Entfernung neu gegründet wurden, ist in den besonders siedlungsgünstigen Gebieten häufig eine mehrphasige Besiedlung feststellbar.“ Diese „Mehrphasigkeit des besiedelten Areals“ wurde dann auch weiter unten im Singularch-Text im Zusammenhang mit den vorgestellten Befunden angemerkt.

Umweltgarten beim Keltenhaus Taufkirchen

Das Keltenhaus Taufkirchen ist in Folge einer früheren, 1993/94 stattgefundenen Ausgrabung entstanden. Die Ergebnisse der Ausgrabung sind auf der Website der „Freunde des Wolfschneiderhofes in Taufkirchen e.V.“ kurz zusammengefasst. Im Keltenhaus wird laut der Website auf einigen Schautafeln die Archäologie im Hachinger Tal dargestellt. Führungen im Keltenhaus können mit dem Gemeindeheimatpfleger vereinbart werden. Vici.org bietet nebst einer weiteren Zusammenfassung zum Keltenhaus auch eine Lagekarte.

Wolfschneiderhof Taufkirchen

Meine Fotos stammen vom letzten April-Freitag. Das Wetter war nach ungünstigen Tagen ideal zum Radeln. Interessant wären noch Funde aus den Ausgrabungen gewesen, die im Taufkirchener Rathaus in Vitrinen ausgestellt sein sollen. Aber wegen anderer Rahmenbedingungen bin ich erst nach 12 Uhr beim Rathaus angekommen und konnte nur feststellen, daß das Rathaus nach Ablauf seiner Öffnungszeit tatsächlich zu ist.

Backhaus des Wolfschneiderhofs Taufkirchen

Ich bin danach noch ein kleines Stück weiter, um Fotos vom Wolfschneiderhof zu machen. Dieses zu bestimmten Zeiten besuch- und besichtigbare Taufkirchener Heimathaus ist ein gerettetes altes Bauernhaus aus der Zeit des kleinen Bauerndorfes Taufkirchen. Zufällig war gerade ein Mitglied der „Freunde des Wolfschneiderhofes in Taufkirchen e.V.“ anwesend, das mir freundlicherweise erlaubte vom Gelände des Wolfschneiderhofes aus zu fotografieren. Der Wolfschneiderhof sieht schön und heimelig aus. Ein Beitrag von München tv zeigt, was man sich innen noch alles ansehen kann. Das Leben der früheren Bewohner war aber extrem hart, wovon man sich in „Der Wolfschneiderhof und seine letzten Bewohner“ einen Eindruck verschaffen kann.

Wolfschneiderhof Taufkirchen

Am nächsten Sonntag ist der Internationale Museumstag 2024. Laut dem Veranstaltungskalender des Wolfschneiderhofs wird zwischen 14 und 17 Uhr ein besonderes Programm des Gemeindeheimatpflegers angeboten. Ich will zudem noch auf auf die Johannidult am 23. Juni 2024 von 11:00–18:00 Uhr im Garten des Heimathauses hinweisen. In dem Garten war ich von den gezogenen Pflanzen sehr fasziniert. Nicht nur die in dem kleinen eingehegten Bereich, sondern auch die in den Pflanzschalen sahen so gut, gesund und kräftig aus. Wenn das nicht an dem aktuellen Wetter und der Jahreszeit lag, sondern an besonderen Versorgungsfähigkeiten, dann darf man auf die selbstgebackenen Kuchen an Museumstagen und die Schmankerl vom Grill und die reichlichen kühlen Durstlöscher zur Johannidult gespannt sein.

Hachinger Bach beim Wolfschneiderhof Taufkirchen

Abschließend ein Blick nach Oberhaching, das soll die nächste Station auf meiner Tour entlang des Hachinger Bachs werden. Oberhaching feiert dieses Jahr seinen 1275. Geburtstag, und ein Höhepunkt des Festjahres soll die Festwoche vom 29. Mai - 9. Juni sein. Die beinhaltet am 8. Juni eine „Oberhachinger Zeitreise“, einen „Spaziergang durch die Geschichte für die ganze Familie“.

Hachinger Bach beim Wolfschneiderhof Taufkirchen

Freitag, 3. Mai 2024

Grenke Chess Festival 2024 in Karlsruhe

Über Ostern fand in Karlsruhe das „Das größte Schachturnier der Welt“ statt. Das Grenke Chess Open hatte sich in den Jahren bis 2019 sehr erfolgreich in Karlsruhe etabliert. Es war aber in den Folgejahren Corona-bedingt ausgesetzt worden und es blieb lange unklar, ob es in diesem Jahr wieder stattfinden wird. Die Organisatoren müssen für die spät erfolgte Entscheidung zugunsten des Turniers sehr gut vorbereitet oder zu Wundern fähig gewesen sein. Die Teilnehmer (w,m,d) hatten aber auch ihren Teil beigetragen: trotz der späten Bekanntgabe, daß das Turnier nun tatsächlich stattfindet, meldeten sich soviele Teilnehmer an, daß die anfängliche Erwartung vom größten Open Europas auf das weltgrößte korrigiert werden mußte.

Im Folgenden versuche ich den Turnierschachferneren etwas aufzudröseln, was in Karlsruhe passiert ist. Es werden vermutlich schon die unterschiedlichen Wettbewerbe des Chess Festivals verwirren: Man hat zum einen einige große Schachnamen für das Grenke Chess Classic eingeladen. Im Classic-Turnier fanden sich neben dem aktuellen Weltmeister Ding Liren und der deutschen Schachhoffnung Vincent Keymer auch der kampflos abgetretene langjährige Weltmeister Magnus Carlsen, welcher das Karlsruher Classic-Turnier schließlich gewann. Beim Grenke Chess Open konnte sich hingegen jeder der mitspielen wollte anmelden und das war das Turnier, das die großen Teilnehmerzahlen brachte. Nach dem Turnier waren 2600 Teilnehmer im Umlauf, der letzte Stand den ich am Gründonnerstag gesehen habe lag bei 2787 Anmeldungen. Wobei „das Open“ etwas ungenau ist - man hat versucht die Teilnehmer nach Spielstärke in ein A- B- und C-Open aufzuteilen. Auf das A-Open mit den stärksten Spielern entfiel der Löwenanteil des Preisgeldes. Dort gab es ebenfalls schachliche Riesen wie den schlußendlichen A-Open-Sieger Hans Moke Niemann.

Karlsruher Hygieia-Brunnen, im Hintergrund die Schwarzwaldhalle

Maßgeblich für die Einteilung nach Spielstärke waren Wertungszahlen, die aktive Turnier- und Mannschaftsspieler üblicherweise alle haben. Neben solchen öffentlich einsehbaren Wertungszahlen sind die besonders starken Spieler auch durch Titelkürzel wie GM für Großmeister und IM für Internationaler Meister erkennbar. Ein „Normengewinner“ ist jemand, der notwendige Normen für so einen Titel durch seinen Spielerfolg errungen hat. Ohne Titel, Normen und einer Wertungszahl aus bislang gemachten Turnier- und Mannschaftsspielen konnte man sich aber auch anmelden und wäre dann im C-Open einsortiert worden. Außer das Startgeld zu entrichten hätte man sich noch eine für die Erfassung des anstehenden Turniererfolges notwendige FIDE-Identifikationsnummer besorgen müssen. Solche Notwendigkeiten für die Teilnahme und das was auf einen im Turnier dann zukommt kann man der Turnierausschreibung zum jeweiligen Turnier entnehmen.

Im Classic spielte jeder gegen jeden zwei Partien mit gegenüber den Open verkürzten Bedenkzeiten. In den Open spielte man nicht gegen jeden anderen, sondern „9 Runden CH-System“ mit „Computerauslosung“. „CH“ ist hierbei ein Kürzel für „Schweizer System“, bei dem es im Grunde darum geht einem einen im Turnierverlauf ähnlich erfolgreichen Gegner zuzuordnen, gegen den man im Turnierverlauf bislang noch nicht gespielt hat. D.h. wenn man im einem der Open dauernd gewonnen hätte, wäre man zwangsläufig irgendwann auf die Spitzenspieler dieses Opens gestoßen. Wenn man erst einmal verloren hätte, hätte man bald die Chance gehabt gegen Spieler mit ähnlichen Startschwierigkeiten einen ersten Sieg zu erringen.

Die Modi der Turniere waren wie gesagt unterschiedlich, anderseits war das Classic-Turnier eine Riesenattraktion und das gemeinsame Spielen mit den Schachgöttern eine wesentliche Komponente des Chess Festivals. Man hat das Synchronisationsproblem derart gelöst, daß es an vier der fünf Open-Turniertage einen gemeinsamen Starttermin gab. Meist war das der 15-Uhr-Termin, ab dem die Classic-Spieler ihre kürzeren Partien begannen. Das fand dergestalt statt, daß die meisten Open-Spieler zusammen mit ihren nach CH-System zugeordneten Gegnern schon in der Schwarzwaldhalle und in der direkt angrenzenden Gartenhalle auf ihren Plätzen saßen, dann der Turnierdirektor Sven Noppes erst auf aktuell Anliegendes einging und dann die Classic-Spieler unter Applaus einzeln zu ihren Plätzen auf der Bühne bat. Es gab dann einen offiziellen ersten Zug durch einen Ehrengast, danach durften alle anfangen.

Grenke Chess Festival 2024 in Karlsruhe

Neben den Classic-Partien fanden auf der Bühne auch wenige Open-Spitzenpartien statt, der spätere Sieger das A-Opens Hans Moke Niemann ist deshalb auf dem dritten Foto auf der Bühne erkennbar. Vor der Bühne befanden sich einige auf die Bühne hin ausgerichtete Stuhlreihen für die Zuschauer, dann kamen die Tische für die Open-Spieler. Die Zuschauer konnten an der Bühnenwand hinter den Classic-Spielern deren Partien mitverfolgen. Die Partien waren auch via Internet verfolgbar. Viele der A-Open-Spieler hatten ebenfalls Bretter mit automatischer Zugerkennung, deren Züge potentiell via Internet verfolgbar waren. Das hatte als ich es am Gründonnerstagabend ausprobierte schrittweise funktioniert, so in der Art erst 40 und dann 70 Bretter. Trotz dieser Holprigkeiten ist der zunehmende Umfang aus Turnieren direkt in das Internet übertragener Partien aber trotzdem sehr bemerkenswert.

Holprigkeiten und Unzulänglichkeiten sind zu erwarten. Gerade wenn etwas zum ersten Mal gemacht wird würde man sich wundern, wenn alles perfekt funktioniert. Problemen steht die Freude gegenüber, daß sich überhaupt jemand so einen Event an das Bein bindet. In Karlsruhe schien mir die Stimmung deutlich über so eine abwägende Haltung hinaus sehr gut gewesen zu sein. Als der Turnierdirektor bei seiner letzten 15-Uhr-Ansprache dem Hauptsponsor Grenke dankte, die Hoffnung auf eine Neuauflage im nächsten Jahr äußerte und seinen Mitorganisator Christian Bossert aus dem Hintergrund hervor bat um ihm stellvertretend für die Mitarbeiter zu danken, die das alles mit ermöglicht hatten, gab es jeweils großen Beifall. Ein kurzes Interview mit den Organisatoren des GRENKE Chess Open & Classic Sven Noppes und Christian Bossert gibt es auf Youtube. Für mehr Hintergründe kann man sich bei den Perlen vom Bodensee durchhangeln, dort hat Conrad Schormann das Grenke-Schachfestival schon über Jahre begleitet. In den zurückliegenden Jahren die Frage, ob das Grenke Open und Classic überhaupt wieder stattfindet. Dann das Geschehen während des Festivals und später in einem Rückblick auf das Grenke-Schachfestival.

Bei ähnlichen Turnieren wie dem Karlsruher (mit mehr als 2000 Teilnehmern weniger) ist man „zu meiner Zeit“ (meine Wertungszahl ist über 30 Jahre alt) fast immer über eine mehrjährige Vereinsmitgliedschaft gelandet. So einen Hintergrund hatten aktuell vermutlich auch viele der Karlsruher Teilnehmer. Aber heute gibt es auch den Weg sich via Internetplattformen im regelgerechten Spiel zu üben und sich dann bei einem Offline-Turnier anzumelden. Das Grenke Open begünstigte dieses. Der einfache Zugang und die Laufnähe zwischen den Open begünstigte auch die Teilnahme von mitspielenden Angehörigen. Als eine weitere „zu meiner Zeit“ ungewöhnliche Teilnehmergruppe wären die Kinder zu erwähnen. Ich erinnere mich nur an Gegner die mindestens im schulischen Mittelstufenalter waren. Heute gibt es zahlreiche Jugendopen mit Spielern ab U8, U10 oder U12 von denen eine größere Zahl auch beim Karlsruher Turnier unterwegs war.

Grenke Chess Festival 2024 in Karlsruhe

Passend zu meinem Blogstandort stehen in München in Kürze mehrere Schachturniere an, deren Ausschreibungen man sich bei Interesse einmal ansehen kann. Mit einigen Holprigkeiten startete letztes Jahr ein Münchner Schachfestival, das in diesem Jahr ab dem 19. Mai wiederholt wird. Unter den angebotenen Turnieren wäre das ab 26. Mai stattfindende Münchner A-Open mit dem Karlsruher A-Open vergleichbar. Im Rahmen des Festivals gibt es aber auch eigene Jugend-Open und ein kurzes Hobbyturnier für vereinslose Spieler und Spieler ohne oder mit niedriger Wertungszahl.

Sich zeitlich mit dem Schachfestival München überschneidend findet die diesjährige Münchner Einzelmeisterschaft vom 25. Mai bis 2. Juni 2024 statt. Sie richtet sich an Spieler, die für einen Verein des Schach-Bezirksverbands München spielberechtigt sind. Spielern die diese Voraussetzung nicht erfüllen böte sich vom 29. Mai bis 02. Juni 2024 ein offenes Begleitturnier an. Die Ausschreibungen zu den Turnieren finden sich auf der Website des Schachbezirks München.

Auf dieser Website wäre auch noch der Hinweis auf „Faszination Schach von und mit GM Sebastian Siebrecht“ vom 24. bis 29. Juni in München zu beachten: „Der Essener Großmeister Sebastian Siebrecht tourt wieder durch die größten deutschen Einkaufszentren, um den Schachsport publikumswirksam zu präsentieren und viele für den Denksport zu begeistern“

Dienstag, 26. März 2024

Heimatmuseum Unterhaching

Auf dem ersten Bild ist die Eingangsseite des Unterhachinger Heimatmuseums zu sehen. Drinnen findet man sich zunächst am Ende der Eiszeit und in der Jungsteinzeit wieder und kann sich nach links wendend hufeisenförmig an der Wand entlang in der Zeit voran bewegen. An der Stirnseite des Raumes gelangt man zu dem sensationellen Unterhachinger Gräberfund aus der Zeit um 500, derentwegen es 2010 eine eigene Ausstellung in der Münchner Archäologischen Staatssammlung gegeben hat. An der dem Eingang gegenüberliegenden Wand finden sich viele weitere Informationen bis in die neuere Zeit.

Eingangsseite des Heimatmuseums Unterhaching

Das zweite Bild ist beim gegenüber dem Eingang liegenden Ende des Hufeisens entstanden. Ganz links im Bild der Unterhachinger Heimatpfleger Günter Staudter neben seinem seinerzeit jüngsten Beitrag für das Heimatmuseum, einem von ihm selbst beim Abbruch eines Unterhachinger Jugendstilhauses gerettetem Fenster. Günter Staudter wird nach 20 Jahren Amtszeit Ende März 2024 aus dem Amt scheiden. In der Bildmitte ist Paul Hirschauer zu sehen, der mit einschlägigen Fachkenntnissen jahrelang beim Aufbau des Heimatmuseums mitgeholfen hat. Rechts der an diesem Tag seitens des Trägervereins diensthabende Peter Jenkel. Er hatte als Architekt das Heimatmuseum baulich gestaltet und war zudem derjenige, der durch seinen Anruf 2004 die Ausgrabungen der sensationellen Gräberfunde ausgelöst hat.

Günter Staudter, Paul Hirschauer und Peter Jenkel im Heimatmuseum Unterhaching

Als die drei Herren sich voneinander verabschiedeten fiel mehrfach der Begriff „Zufall“. Ich hatte mich im Wald westlich von Unterhaching verradelt und war nahe am Abbruch. Im Heimatmuseum war mir noch nicht klar, warum ich schlußendlich in dieser Richtung nach Unterhaching gekommen war. Vielleicht war das mein Ticket, um zu dem Treffen der drei Herren dazukommen zu dürfen. Die Innenaufnahmen entstanden letztes Jahr am zweiten Oktobersonntag, da war der Himmel bedeckt und mir half keine Sonne. Die sonnigen Außenaufnahmen entstanden etwas später an Allerheiligen.

Innenbereich des Heimatmuseums Unterhaching

Im Heimatmuseum gab es nicht nur eine zeitliche Orientierung, sondern durch eine begehbare Landkarte des Hachinger Baches auch eine räumliche. Die dominante Bedeutung des Hachinger Bachs erschließt sich schnell über die vielen eingezeichneten ehemaligen Siedlungsstellen entlang seines Verlaufs, wenn man sich den etwa vier Minuten dauernden „Flug über den Hachinger Bach“ ansieht. Dieses Zusammenspiel der Siedlungen mit dem Hachinger Bach ist in Perlach sehr schön mittels dem im Gelände kenntlich gemachten Verlauf eines archäologisch nachgewiesenen römischen Mühlkanals nachvollziehbar. Der Mühlkanal soll zusammen mit einer Mühle zu einem römerzeitlichen Gehöft gehört haben, das in Sichtweite einer Siedlung mit einer weiteren Mühle am Hachinger Bach lag. Und diese beiden Siedlungsstellen sollen wiederum Teil einer ganzen Siedlungskette entlang des Hachinger Bachs gewesen sein.

Innenbereich des Heimatmuseums Unterhaching

Die wertvollen Funde in den Unterhachinger Gräbern stellen eine Momentaufnahme aus der Zeit etwas über 100 Jahre später dar, als bei der zerstörten Mühle in Perlach wieder eine Neubesiedlung nachgewiesen werden konnte. Im Fall der Unterhachinger Gräber wurde als eine Erklärung für die vermutlich sehr hochrangigen Bewohner die Funktion des Hachinger Tals als Nord-Süd-Verbindung herangezogen. Schon die römerzeitliche Siedlungskette hatte sich nahe des nördlichen Ausgangs des Gleißentals mit einer wichtigen römischen Ost-West-Verbindung von Salzburg nach Augsburg gekreuzt.

Innenbereich des Heimatmuseums Unterhaching

In den letzten Jahrzehnten sind die am Hachinger Bach anliegenden Gemeinden extrem gewachsen. Aber bis dahin spielte der Bach sehr lange eine dominierend Rolle. Bild 9 zeigt den Glonnerhof, wo die sensationellen Grabfunde gemacht wurden. Der ist etwas über 100 Meter vom Hachinger Bach entfernt. Bild 10 zeigt einen 2023 errichteten Brunnen, der laut dem von Günter Staudter gestalteten Text an die mittelalterliche Trinkwasserversorgung erinnern soll. Am Standort, dem früheren Kirchgassenplatz, befand sich der Dorfbunnen, der ausschließlich zur Trinkwasserversorgung der Bevölkerung diente. „Zum Waschen, Gießen und zum Viehtränken ging man an den Hachinger Bach“. Beim Fotografieren der Brunnenerinnerung hatte ich den Hachinger Bach etwas über 10 Meter entfernt im Rücken und war vom Glonnerhof etwa 150 Meter weit weg. Auf den Texten der Perlacher Informationstafeln sind übrigens auch entdeckte römerzeitliche Brunnen nahe des Mühlkanals erwähnt. D.h. das Wasser könnte über Jahrtausende ähnlich genutzt worden sein.

Innenbereich des Heimatmuseums Unterhaching

Daher ist der übergreifende Ansatz weit über Unterhaching hinaus sowohl bei der Bachlandkarte als auch bei der App des Heimatmuseums „Hachinger Bach“ sehr gut nachvollziehbar. Man möge sich deshalb bei Interesse nicht nur das umfangreiche Angebot der App zu Unterhaching ansehen, sondern die App auch für Touren zu den Keltenschanzen bei der Römerstraße durch das Gleißental in Erinnerung behalten. Umgekehrt würde ein Besuch im Unterhachinger Heimatmuseum natürlich auch gut zur Perlacher Mühlgraben-Visualisierung oder zu diesjährigen Oberhachinger Festivitäten zum 1275-jährigen Bestehen passen.

Innenbereich des Heimatmuseums Unterhaching

Die ikonische Unterhachinger Scheibenfibel sollte ab der Wiedereröffnung der Archäologischen Staatssammlung in der dortigen Dauerausstellung zu sehen sein. Im aktuellen Vortrag von Dr. Brigitte Haas-Gebhard „Die Welt der Baiuvaren“ kommt sie ab Minute 41:40 vor und ist mit einem Dauerausstellungssternchen markiert. Ich bin etwa ab Mitte der 1990er Jahre auf Museumstouren öfters in der Archäologischen Staatssammlung gelandet. Es war schön sich dort die Dauerausstellung anzusehen und danach noch im Englischen Garten spazieren zu gehen. In Sonderausstellungen der Archäologischen Staatssammlung bin ich nur zufällig geraten. Ich glaube die erste Münchner archäologische Sonderausstellung die ich gezielt angesteuert habe war „Odysseus - Mythos und Erinnerung“ im Haus der Kunst 1999.

Innenbereich des Heimatmuseums Unterhaching

Ich habe damals in kurzer Fußwegentfernung zum Unterhachinger Gebiet in Taufkirchen in einem vermutlich nicht sehr lange zuvor bebauten Gebiet gut erreichbar von der Autobahnausfahrt zu arbeiten begonnen. Untergekommen bin ich im ersten Monat bei einem Freund aus meiner alten Heimat und seiner Familie. Danach wurde wie abgesprochen die Wohnung eines Projektkollegen von ihm im südwestlichen München frei. Ich mußte also weder in einer nahen Unterkunft vorübergehend nächtigen und mir abends die Zeit vertreiben noch in der Gegend nach einer Wohnung suchen. Das obige Verradeln illustriert meine vielen hier weiß gebliebenen Flächen. In dieser Zeit haben mehrere neue Kollegen angefangen, bei denen wäre glaube ich auch ein Einführungspaket mit ein paar Abenden Heimatkunde auf Interesse gestoßen. Und ich hätte die Termine noch nicht mit zuviel Spezialfragen ausgebremst.

Der Glonnerhof in Unterhaching - 2004 Fundort sensationeller Grabfunde

In dem Zusammenhang wäre zunächst das Angebot von Peter Jenkel bei der Begrüßung zu erwähnen: „Wenn Sie Fragen haben..“. Also man kann sich vornehmen erst mal die Ausstellung anzusehen und dann zu fragen. Das Heimatmuseum bietet aber auch auf Wunsch Sonderführungen an. Darauf so ein kleines Paket abzusprechen hätten wir aber damals kommen müssen, wenn es das Heimatmuseum und das Führungsangebot schon gegeben hätte. Über dieses Angebot hinaus findet man bei der Internetrecherche einige Berichte über stattgefundene heimatkundliche Führungen in Unterhaching und Umgebung mit unterschiedlichen Anbietern. Vielleicht wären solche Angebote sogar die modernere Version - man sieht in der Mittagspause etwas und klickts an und hat es gebucht. Aber ich wüßte jetzt nicht wie man gerade Anstehendes schnell findet.

Erinnerung an den ehemaligen Unterhachinger Dorfbrunnen

Zum Abschluß als Beispiel für ein älteres Angebot „Unterhaching Hören“ von der VHS Unterhaching mit einem Audiostück zum Hörpfad „Der Schatz vom Glonner Weg“, in dem sich Gertraud Schubert mit Peter Jenkel über die Entdeckung der dortigen Gräber unterhält. Peter Jenkel ist auch in der Hachinger-Bach-App zu hören. Ich habe jetzt nicht abgeglichen ob die VHS-Hörpfade komplett in der App verbaut wurden, sehe hier jetzt aber auf der VHS-Seite auch keinen prominenten Hinweis auf die App.